Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus hat am 20.04.2020 "Hinweise und Standards für das Lernen zuhause 2.0 an der Grundschule" veröffentlicht. Der genaue Wortlaut lautet:

Während in den vergangenen Wochen der Schwerpunkt des Lernens zuhause auf der Wiederholung, Übung und Vertiefung von bereits erarbeiteten Inhalten bzw. der nachhaltigen Sicherung bereits erworbener Kompetenzen lag, gilt für die nun beginnende Phase des Lernens zuhause 2.0:

Im Sinne der Notwendigkeit nachhaltigen Übens ist es weiterhin wichtig und richtig, bereits vorhandenes Wissen zu vertiefen sowie bereits erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten über kompetenzorientierte Aufgaben abzurufen. Darüber hinaus sieht das Lernen zuhause 2.0 aber auch den Erwerb weiterer im LehrplanPLUS ausgewiesener Kompetenzen auf der Basis der dort genannten Inhalte vor.

Den Lehrkräften kommt dabei die wichtige Aufgabe zu, bei der Auswahl neu zu erwerbender Kompetenzen und Inhalte sicherzustellen, dass diese

► hinsichtlich Umfang, Schwierigkeitsgrad, Vorkenntnissen und vorhandenen Kommunikationswegen geeignet sind und

► von zentraler Bedeutung für die nächsthöheren Jahrgangsstufen sind bzw. für den weiteren Kompetenzerwerb zwingend vorausgesetzt werden.

Lernbereiche, die diese Anforderungen nicht erfüllen, sollten für die Zeit nach der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts aufgespart werden.

Vielfach wird es dadurch nötig sein, von der ursprünglichen Jahresplanung abzuweichen. Darüber hinaus wird ein vollständiger Kompetenzerwerb, wie im LehrplanPLUS Grundschule vorgesehen, in den noch verbleibenden Wochen bis zum Schuljahresende nicht mehr in jedem Fall in vollem Umfang möglich sein. Möglich erscheint jedoch auch im Rahmen des Lernens zuhause 2.0 eine systematische Anbahnung des Kompetenzerwerbs durch eine bestmögliche Begleitung der Schülerinnen und Schüler im Lernprozess, die Bereitstellung eines angemessenen Lernangebots und die Schaffung einer fundierten Grundlage durch die Lehrkräfte für die Wiederaufnahme des Unterrichtsbetriebs zu gegebener Zeit.

Benotete Leistungserhebungen finden wie in den vergangenen Wochen auch im Rahmen des Lernens zuhause 2.0 nicht statt.

Die uns insbesondere aus dem Kreis der Erziehungsberechtigten zugegangenen Rückmeldungen weisen darauf hin, dass im Rahmen des Lernens zuhause 2.0 folgende Aspekte besonderer Aufmerksamkeit und entsprechender Berücksichtigung bedürfen:

Sicherstellung verlässlicher Strukturen

Regelmäßige und transparente Kommunikation der Lehrkräfte mit Schülerinnen und

Schülern sowie Eltern

Standards für das pädagogische Handeln

Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten

Folgende Hinweise sind daher an die Grundschullehrkräfte und die Schulleitungen der Grundschulen ergangen:

1. Sicherstellung verlässlicher Strukturen
► BitteerstellenSiealsKlassenlehrkrafteinenLernplanfürIhreKlasse,dereinetägliche

Bearbeitungszeit (Montag – Freitag) von
o ca. 120 Minuten für die Jahrgangsstufen 1/2 und
o ca. 150 Minuten für die Jahrgangsstufen 3/4 sicherstellt.

►  In einer täglichen Hausaufgabenzeit, die sich im üblichen zeitlichen Rahmen bewegt, werden die Inhalte geübt und vertieft. Bitten Sie die in Ihrer Klasse unterrichtenden Kolleginnen und Kollegen, Ihnen ihre geplanten Aufgaben im Vorfeld zuzuleiten, damit ein für alle Kinder leistbares Arbeitspensum gewährleistet ist.

►  ErfolgreichesLernenzuhausegelingtnurdann,wennjedesKinddenLernplanerhält, v.a. auch diejenigen Schülerinnen und Schüler, die nicht über eine entsprechende technische Ausstattung verfügen (z. B. Internetzugang, PC, Drucker, Telefon).

►  Verbindliche Abgabefristen für die Einreichung der den Schülerinnen und Schülern erteilten Arbeitsaufträge und eine ggf. notwendige gezielte Nachfrage geben den Kindern die nötige Struktur.

►  Lassen Sie sich Arbeits- bzw. Überarbeitungsergebnisse in geeigneter Form und verbindlich übermitteln (z. B. Scan, Foto, Post, Schulbriefkasten).

►  Feste Strukturen unterstützen die Kinder beim Lernen zuhause 2.0. Konkrete Tipps bzgl. passender Lernzeiten oder zur Gestaltung des Arbeitsplatzes, z. B. in einer Elterninformation oder einem Brief an die Kinder, können hierbei hilfreich sein.

►  EinLerntagebuch,indemjedesKindauchseineLernzeiteneinträgt,kanndasLernen zuhause 2.0 begleiten, als Reflexionshilfe dienen und Ihnen wichtige Rückmeldungen geben.

►  Die Eltern sind Ihnen sicherlich dankbar, wenn Sie sie dahingehend informieren und beraten, wie sie optimale Rahmenbedingungen für das Lernen zuhause 2.0 schaffen können. Anregungen hierfür finden Sie bspw. unter „11 Tipps, mit denen Sie Ihrem Kind helfen können“ (https://www.km.bayern.de/allgemein/meldung/6918/eltern- koennen-ihre-kinder-im-umgang-mit-den-massnahmen-zum-corona-virus- unterstuetzen.html).

► Im Rahmen von gemeinsamen Präsenztagen oder Videokonferenzen können im Jahrgangsstufenteam in effektiver Art und Weise folgende Aufgaben erledigt werden, z. B.:

o Erstellung des Lernplans
o gezielte Auswahl und Aufbereitung neuer Lerninhalte
o Austausch über Möglichkeiten einer lernförderlichen Rückmeldung und Korrektur

der Arbeitsergebnisse der Kinder (z. B. Telefonat oder E-Mail- Antwort auf

abfotografiertes Arbeitsergebnis des Kindes)
o Abstimmung zu Lernstandserhebungen oder zur Dokumentation der

Lernentwicklung

► Als Schulleitung können Sie Ihr Kollegium in dieser herausfordernden Zeit besonders unterstützen, indem Sie
o auf eine gleichmäßige Belastung aller Lehrkräfte achten;
o Lehrkräfte ohne Klassenleitung, Fachlehrkräfte und Förderlehrkräfte zur

Unterstützung einer individuellen Einzelbetreuung (telefonisch, E-Mail) vorzugsweise in Klassen, in denen diese unterrichten und in Rücksprache mit der jeweiligen Klassenlehrkraft, einsetzen;

o einen regelmäßigen Austausch in den Jahrgangsstufenteams sicherstellen;
o sichrückversichern,dassdieKlassenlehrkräftefürdieElternundSchülerinnenund Schüler täglich und im Rahmen eines vorab kommunizierten Zeitfensters

erreichbar sind.

2. Regelmäßige und transparente Kommunikation der Lehrkräfte mit Schülerinnen und Schülern sowie Eltern

►  EinbreitesAngebotsowohlandigitalenalsauchananalogenKommunikationswegen (z. B. E-Mail, Lernplattform, Telefon, Post) wird den Unterschieden in der häuslichen Ausstattung am besten gerecht.

►  Die Schülerinnen und Schüler brauchen Ihre tägliche Rückmeldung. Diese kann im Einzelkontakt, aber bspw. auch in einer Klassen-Video-Konferenz geschehen.

►  EröffnenSiedieMöglichkeitfürRückfragenvonElternundSchülerinnenundSchülern zu festen Zeiten, die Sie den Eltern vorab mitteilen, und beantworten Sie Anfragen bitte zeitnah.

►  Eltern können und sollen Sie als Lehrkraft nicht ersetzen.

3. Standards für das pädagogische Handeln

►  Eine Lernstandsfeststellung (z. B. thematischer Test, Weißblattmethode, Quizfragen)

ist Grundlage für die Auswahl eines geeigneten Lernangebots.

►  Benotete Leistungserhebungen sind erst nach Wiederaufnahme des Unterrichtsbetriebs und nur über erarbeitete und gesicherte Inhalte des Präsenzunterrichts möglich.

►  Überprüfen Sie Arbeitsergebnisse der Kinder bitte zeitnah und geben Sie den Schülerinnen und Schülern prozessbegleitende, stärkenorientierte und lernförderliche Rückmeldung.

►  DerLern-undEntwicklungsprozesskannauchbeimLernenzuhause2.0dokumentiert werden.

►  Ein Lernangebot passt sich bestmöglich an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler an, wenn es

o Pflicht- und Zusatzaufgaben beinhaltet,
o Aufgaben mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad (Reproduktion,

Reorganisation, Transfer, problemlösendes Denken) berücksichtigt,
o Hilfestellungen (z. B. kleinschrittigere Aufgabenstellung, Hinweise zum Vorgehen,

Musterbeispiele) vorsieht und
o den Kindern in kleineren Arbeitspaketen zugeht, die sie gut bewältigen können.

►  Aufgaben, die die Schülerinnen und Schüler selbst kontrollieren und korrigieren und solche, die Sie als Lehrkraft korrigieren, sollten sinnvoll abgewechselt werden. So entwickeln die Kinder Selbständigkeit und Sie erhalten wichtige Rückmeldung zum Lernstand.

►  Als versierte Lehrkraft wissen Sie, wann es sinnvoll ist, zusätzlich ein freiwilliges Lernangebot in den musisch-künstlerischen oder sportlichen Lernbereichen (z. B. Voll in Form, Malen zu Musik) anzubieten bzw. mehrere Fächer durch ein übergreifendes Lernangebot zu verknüpfen.

►  StellenSieProblemeindenFamilienfest(z.B.häuslicheGewalt,Vernachlässigung), ziehen Sie in Absprache mit der Schulleitung auch die Beratungslehrkraft, die Schulpsychologin/den Schulpsychologen oder einen JaS-Mitarbeiter hinzu. Die für Ihre Schule zuständige Staatliche Schulberatungsstelle und weitere Ansprechpartner

finden Sie unter https://www.km.bayern.de/ministerium/institutionen/schulberatung.html.

4. Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten

►  In den vergangenen Wochen lag der Schwerpunkt des Lernens zuhause deutlich auf

dem Üben und Vertiefen bereits bekannter Inhalte. In der Phase des Lernens zuhause 2.0 werden nun auch ausgewählte neue Inhalte erarbeitet, Wissen und Können erweitert sowie neue Kompetenzen erworben.

►  DieZusammenfassungderGrundlegendenKompetenzen,welchedieKinderamEnde der Jahrgangsstufe 2 bzw. 4 erworben haben sollen, hilft Ihnen, gezielt solche Lerninhalte und Kompetenzen auszuwählen, die ein anschlussfähiges Lernen ermöglichen (vgl. https://www.lehrplanplus.bayern.de/schulart/grundschule/inhalt/jahrgangsstufenprofil e).

►  Festigen, vertiefen und automatisieren Sie bekannte Inhalte in den Kernfächern, um Bekanntes durch Anwendung verfügbar zu halten, z. B. Einmaleinssätze, Kopfrechnen, Schreibabläufe, Lesefertigkeit.

►  Bitte wählen Sie das Lernangebot so aus, dass die Kinder es grundsätzlich ohne Unterstützung durch die Eltern bearbeiten können.

 

Quelle: https://www.km.bayern.de/download/23016_055_2020_Anlage_Lernen_zuhause_GS_neu.pdf